Thiesmeyer & Sälzer

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Gefäße und Gefäßplastiken von Michael Sälzer, im Holzofen gebrannt, bei 1350°C gesalzen, Westerwälder Steinzeugton

Obwohl der Rotationssymmetrie verbunden, baut M.S. die Grundformen seiner Stücke auf, statt sie, wie früher, auf der Töpferscheibe zu drehen. Beim Zusammenbauen des grob schamottierten Westerwälder Steinzeugtons entstehen Arbeitsspuren, die nicht beseitigt werden. So behält der Ton seinen eigentümlichen Charakter und der Zufall seinen Raum.
Hat die Grundform den lederharten Zustand erreicht, begutachtet er sie genau, wiegt und dreht sie in den Händen, um ihre Eigenart zu erkennen, ihre "Persönlichkeit" zu erspüren. Besonders schöne und typische Spuren, Formen, Linien werden durch Drücken, Klopfen und auch Überdrehen verstärkt, andere wieder entfernt.
Nun werden Fußformen, Hälse und Griffe angefertigt. Gedreht, gerollt, gequetscht, wie das Gefäß es verlangt. Haben alle Teile Homogenität erreicht, baut er sie zusammen.
Die Entstehung eines Stückes ist ein Schaffensprozess, der sich über mehrere Tage hinzieht und ist, im Vergleich zum Drehen auf der Scheibe, langsam.
Diese Langsamkeit, das geduldige Betrachten und Abwarten bis der richtige Moment der Trocknung zum Weiterarbeiten erreicht ist, ist ein neuer Aspekt in seinen Arbeiten, der für ihn zunehmend an Bedeutung gewinnt. Nicht nur wegen dem oft gleichsam meditativen Charakter, sondern wegen der "Entschleunigung" des Prozesses, die er durchaus als Protest gegen die in allen Bereichen des Lebens stattfindende Expansion der Geschwindigkeit gesehen haben will.
Wo er früher mit der Spritzpistole seine Glasuren in mehreren Schichten auftrug, greift er heute zum Pinsel. Sein klassische Repertoire von Seladon-, Shino- und Ochsenblutglasuren setzt er mit sparsamen Pinselschlägen tachistisch ein und ergänzt es mit aufgetupften Aschen, Lehmen und Gesteinsmehlen .
Die Bemalung findet vehement und impulsiv statt. Die Oberflächen aller Stücke eines Brandes werden quasi gleichzeitig gestaltet. So hält jeder Brand in der Auswahl der Glasuren und dem Geist der Bemalung auch die besondere Stimmung eines Momentes fest, die sich dem dafür sensiblen Betachter mitteilen kann.
Es folgt der Brand im Holzofen. Michael Sälzer brennt in einem von ihm weiterentwickelten Ofen des Typs "Phoenix" mit unten liegender Feuerung, überschlagender Flamme und integriertem Kamin. Zur Verwendung kommen Buchen und Eichenholz.
Ist die Temperatur von 1330°C erreicht, wird mit Soda gesalzen. Der Salzglasur, in seiner Heimat, dem Westerwald, erfunden und mit seinen Vorfahren verbunden, wovon ihm der Name Sälzer als Zeuge geblieben ist, gilt seit vielen Jahren seine besondere Aufmerksamkeit. Ihn interessiert nicht nur die Schönheit der gesalzenen Oberflächen, sondern auch die Technik dieser Anflugglasur (1990 meldete er ein Patent auf eine umweltverträgliche Verfahrenstechnik an).
Alle Arbeitsschritte, Bauen, Montieren, Glasieren und Brennen sind für M.S. in gleicher Weise bedeutsam. Jeder Arbeitsschritt ist eine Integration von geplantem, handwerklich routiniertem Handeln, der Eigendynamik des Materials, und dem Impuls des Augenblicks, der durch die Verbindung dieser beiden Aspekte entsteht.
M.S. Formensprache lässt erkennen, dass er mit der Geschichte der Keramik vertraut ist. Er zitiert mit der Aufteilung und Ausschmückung seiner Vasen, die Walzenkrüge des Westerwälder Barocks mit gleicher Leichtigkeit wie japanische Zeremonialgefäße. Der Gestus der Gefäße verrät sein Vertrautsein mit den Stücken zeitgenössischer amerikanischer und französischer Holzofenkünstler. Ohne Scheuklappen, die Einflüsse manchmal humorvoll übersteigert einbeziehend, geht er seinen eigenen keramischen Weg, dessen Ausgangspunkt und Ziel das Gefäß ist. Dies ist sein künstlerisches Medium, um eigene Ideen und Gefühle sichtbar zu machen und in einem Gegenüber beim Anschauen, Berühren und, nicht zuletzt, Benutzen, Assoziationen zu wecken, die wie ein Hohlspiegel oder die Lupe zur Bündelung eigener Gedanken benutzt werden können.

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